Energieeinsparpotenziale erkennen und den Verbrauch nachhaltig senken – Energieeffizienz als entscheidender Baustein der Energiewende
Die Energiewende ist in vollem Gange und stellt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor große Herausforderungen. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Dekarbonisierung vieler Sektoren spielt insbesondere die Steigerung der Energieeffizienz eine zentrale Rolle. Seit Inkrafttreten des neuen Energieeffizienzgesetzes (EnEfG) sind Unternehmen mit einem Gesamtendenergieverbrauch ab 7,5 GWh verpflichtet, ein Energiemanagementsystem (EnMS) nach DIN EN ISO 50001 oder ein Umweltmanagementsystem gemäß EMAS zu etablieren. Damit sollen nicht nur Kosten gesenkt, sondern auch die Treibhausgasemissionen in der Industrie reduziert werden. Nachfolgend werden die wichtigsten Aspekte, Handlungsmöglichkeiten und Herausforderungen erläutert, die für betroffene Unternehmen relevant sind.
Hintergrund: Warum Energieeffizienz immer wichtiger wird
Die Energiewende in Deutschland fußt im Wesentlichen auf drei Säulen:
- Ausbau erneuerbarer Energien
- Reduktion fossiler Energieträger
- Steigerung der Energieeffizienz
Gerade für Unternehmen werden steigende Energiepreise, Klimaschutzauflagen sowie Anforderungen von Kunden und Investoren zu einem immer bedeutsameren Wettbewerbsfaktor. Wer frühzeitig in effiziente Prozesse und Technologien investiert, profitiert von niedrigeren Betriebskosten und einer besseren Umweltbilanz. Zudem stärkt ein glaubwürdiges Energiemanagement das Image und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
Das neue Energieeffizienzgesetz (EnEfG) im Überblick
Das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) ist Teil der nationalen Umsetzung europäischer Vorgaben (insbesondere der EU-Energieeffizienzrichtlinie). Es verpflichtet Unternehmen mit einem Gesamtendenergieverbrauch von mindestens 7,5 GWh pro Jahr, innerhalb von 20 Monaten nach Inkrafttreten des Gesetzes ein normgerechtes Managementsystem aufzubauen und zu betreiben. Die Frist endet am 18. Juli 2025.
Verpflichtetes Unternehmen: Wer ist betroffen?
- Gesamtendenergieverbrauch ab 7,5 GWh: Hierzu zählen alle Energieträger (Strom, Gas, Wärme, Kraftstoffe etc.), die im Rahmen der betrieblichen Aktivitäten eingesetzt werden.
- Nachweis durch Energiemanagementsystem oder Umweltmanagementsystem: Konkret ist dies entweder
- ein zertifiziertes EnMS nach ISO 50001, oder
- ein validiertes Umweltmanagementsystem gemäß EMAS (Eco Management and Audit Scheme).
Ziele und Vorteile des Gesetzes
- Reduktion von Treibhausgasemissionen: Ein strukturiertes Managementsystem trägt dazu bei, Energieströme transparent zu machen und Einsparpotenziale zu erschließen.
- Kosteneinsparungen: Energieeffizienzmaßnahmen können den Energieverbrauch oft deutlich reduzieren – mit positiven Effekten für die Betriebskosten.
- Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit: Unternehmen, die ihre Energieeffizienz steigern, positionieren sich im Wettbewerb um klimabewusste Kundinnen und Kunden.
- Rechtssicherheit: Durch die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben vermeiden Unternehmen potenzielle Bußgelder und erfüllen wichtige Dokumentationspflichten.
Energiemanagement nach ISO 50001 oder EMAS: Was ist zu beachten?
Unternehmen haben die Wahl zwischen einem Energiemanagementsystem nach ISO 50001 oder einem Umweltmanagementsystem gemäß EMAS. Beide Ansätze verfolgen das Ziel, Energie- bzw. Umweltaspekte systematisch zu erfassen und kontinuierlich zu verbessern. Dennoch gibt es Unterschiede:
ISO 50001
- Fokus auf Energie: Die Norm konzentriert sich auf die kontinuierliche Verbesserung der energiebezogenen Leistung.
- Kennzahlen und Controlling: ISO 50001 stellt Messung und Überwachung des Energieverbrauchs in den Vordergrund, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren.
- Zertifizierungsprozess: Ein externer Auditor prüft regelmäßig, ob das Managementsystem den Anforderungen der Norm entspricht.
EMAS (Eco-Management and Audit Scheme)
- Umfassenderer Umweltansatz: EMAS deckt neben Energie weitere Umweltaspekte wie Abfall, Wasser und Emissionen ab.
- Umwelterklärung: Unternehmen veröffentlichen eine Umwelterklärung, die von einem Umweltgutachter validiert wird. Diese sorgt für Transparenz gegenüber Stakeholdern.
- Kontinuierliche Verbesserung: EMAS basiert ebenfalls auf dem Prinzip der fortlaufenden Optimierung, erweitert aber den Fokus deutlich über die reine Energieeffizienz hinaus.
Ob ISO 50001 oder EMAS geeigneter ist, hängt von den spezifischen Bedürfnissen des Unternehmens ab. Ein Betrieb, der bereits ein Qualitäts- oder Umweltmanagementsystem (z. B. ISO 9001 oder ISO 14001) eingeführt hat, kann darauf aufbauen und Synergien nutzen.
Schritte zur erfolgreichen Einführung eines Managementsystems
Die Einführung eines Energiemanagementsystems oder eines umfassenderen Umweltmanagementsystems ist mehr als nur eine Formalie. Folgende Schritte sind essenziell:
- Ist-Analyse
- Erfassung sämtlicher Energieträger und ihres Verbrauchs
- Identifikation von Hauptverbrauchern und Energieflussanalysen
- Zieldefinition
- Festlegung messbarer Ziele (z. B. Prozentuale Einsparung von Strom, Senkung des Gasverbrauchs um XX %)
- Einbeziehung relevanter Stakeholder (Management, Belegschaft, Lieferanten)
- Maßnahmenplanung
- Entwicklung konkreter Projekte, z. B. Austausch von Beleuchtung, Optimierung von Druckluftsystemen, Modernisierung von Produktionsanlagen
- Prüfung von Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene
- Umsetzung und Schulung
- Installation von Messtechnik, Einführung digitaler Energie-Controlling-Tools
- Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für energieeffizientes Handeln im Arbeitsalltag
- Überwachung und Korrektur
- Kontinuierliches Monitoring der Energiekennzahlen (z. B. Energieverbrauch pro Produktionseinheit)
- Regelmäßige interne und externe Audits, um Abweichungen und Verbesserungspotenziale aufzudecken
- Review und kontinuierliche Verbesserung
- Zyklische Management-Bewertungen, um Fortschritte zu evaluieren
- Anpassung der Ziele und Maßnahmen an veränderte Rahmenbedingungen
Herausforderungen und Handlungsempfehlungen
Für die betroffenen Unternehmen kann die Umsetzung des EnEfG anspruchsvoll sein, da personelle, organisatorische und finanzielle Ressourcen gebunden werden. Folgende Empfehlungen haben sich in der Praxis bewährt:
- Frühzeitige Planung: Mit Blick auf die Umsetzungsfrist bis zum 18.07.2025 empfiehlt es sich, möglichst bald mit der Ist-Analyse zu beginnen und interne Strukturen aufzubauen.
- Interdisziplinäre Teams: Ein Energiemanagementsystem darf nicht als „Insellösung“ betrachtet werden. Die Einbindung aller Abteilungen (Produktion, Einkauf, Instandhaltung, Controlling, Personal) ist entscheidend für den Erfolg.
- Professionelle Beratung: Externe Experten können wertvolle Unterstützung bei der Systemauswahl, Energieaudits, Schulung und Dokumentation leisten. Oftmals lassen sich Förderprogramme (z. B. BAFA-Förderung) in Anspruch nehmen.
- Nutzen von Synergien: Wenn bereits ein Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 oder ein Umweltmanagement nach ISO 14001 vorhanden ist, können manche Prozesse (z. B. Dokumentenlenkung, interne Audits) übernommen werden, um Aufwand und Kosten zu reduzieren.
- Kommunikation und Motivation: Ein nachhaltiges Energiemanagement lebt vom Engagement der gesamten Belegschaft. Klare Kommunikation, Incentives und regelmäßige Schulungen können wesentlich zur Akzeptanz und zum Erfolg beitragen.
Das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) schafft einen verbindlichen Rahmen, um Energieeinsparpotenziale systematisch zu erschließen und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen zu verringern. Unternehmen mit einem Gesamtendenergieverbrauch ab 7,5 GWh müssen sich spätestens bis zum 18. Juli 2025 für ein zertifiziertes Energiemanagement nach ISO 50001 oder ein validiertes Umweltmanagementsystem nach EMAS entscheiden – und dieses erfolgreich einführen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Wer Energie intelligent nutzt und seinen Verbrauch nachhaltig senkt, senkt nicht nur Kosten, sondern sichert auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit und erfüllt wichtige Klimaschutzanforderungen. Erfolgreiches Energiemanagement ist somit ein zentrales Element, um die Ziele der Energiewende zu unterstützen und gleichzeitig die Wirtschaft zukunftsfähig zu gestalten. Es lohnt sich daher, frühzeitig zu handeln und ein integriertes Konzept für mehr Energieeffizienz zu entwickeln und umzusetzen.